Veröffentlicht am August 15, 2024

Die wahre Fintech-Revolution findet nicht in den Apps statt, die Sie sehen, sondern in der unsichtbaren Infrastruktur, die Ihr Geld intelligent bewegt.

  • Die eigentlichen Innovationen sind Technologien wie „Open Banking“ und Künstliche Intelligenz (KI), die personalisierte und automatisierte Finanzdienstleistungen ermöglichen.
  • Die Sicherheit wird in Deutschland durch einen starken regulatorischen Rahmen (BaFin, PSD2, Einlagensicherung) gewährleistet, der den Hype von substanziellen Angeboten trennt.

Empfehlung: Bewerten Sie neue Finanzlösungen nicht nur nach Gebühren, sondern vor allem nach der zugrunde liegenden Technologie, den Sicherheitsmechanismen und dem echten Mehrwert für Ihre persönlichen Finanzziele.

Das Versprechen der Fintech-Welt ist verlockend: Banking, das einfacher, günstiger und intelligenter ist. Mit nur wenigen Klicks auf dem Smartphone eröffnen wir Konten, investieren an der Börse oder beantragen einen Kredit. Für viele moderne Bankkunden, die zwischen dem Komfort digitaler Lösungen und der bewährten Sicherheit traditioneller Banken abwägen, stellt sich jedoch eine zentrale Frage: Was verbirgt sich wirklich hinter den glänzenden Oberflächen von Apps wie N26, Scalable Capital oder PayPal?

Die üblichen Diskussionen drehen sich oft um niedrigere Gebühren oder ein besseres Nutzererlebnis. Doch diese Aspekte sind nur die Spitze des Eisbergs. Die wahre Umwälzung, die unser Verhältnis zu Geld fundamental verändert, spielt sich im Verborgenen ab. Sie basiert auf einer unsichtbaren Infrastruktur aus Daten, Algorithmen und neuen regulatorischen Standards. Es geht um mehr als nur eine digitale Version der alten Bankfiliale; es geht um ein völlig neues Finanz-Ökosystem.

Doch wenn die wahre Revolution unsichtbar ist, wie können wir sie dann verstehen und für uns nutzen? Die Antwort liegt darin, unter die Haube zu blicken. Statt uns vom Marketing blenden zu lassen, müssen wir die Mechanismen verstehen, die im Hintergrund arbeiten. Dieser Artikel trennt den Hype von der Substanz. Wir analysieren, wie die verschiedenen Fintech-Arten wirklich funktionieren, welche Rolle die Sicherheit in Deutschland spielt und wie Technologien wie Open Banking und Künstliche Intelligenz nicht nur die Finanzbranche, sondern auch Ihre finanzielle Souveränität nachhaltig prägen.

Um Ihnen einen klaren Überblick über dieses komplexe Thema zu geben, haben wir diesen Artikel in logische Abschnitte unterteilt. Der folgende Leitfaden führt Sie von den Grundlagen der Fintech-Welt bis zu den zukunftsweisenden Technologien, die unser Finanzleben von morgen bestimmen werden.

N26, Scalable Capital & PayPal: Die wichtigsten Fintech-Arten und was sie für Sie tun können

Der Begriff „Fintech“ ist ein Sammelbegriff für ein breites Spektrum an Unternehmen, die Technologie nutzen, um Finanzdienstleistungen zu optimieren oder neu zu erfinden. Um den Überblick zu behalten, ist es hilfreich, die wichtigsten Segmente zu kennen, die den deutschen Markt prägen. Diese reichen von alltäglichen Zahlungen bis hin zur komplexen Vermögensverwaltung. Im Kern zielen alle darauf ab, traditionelle Finanzprozesse effizienter, zugänglicher und nutzerfreundlicher zu gestalten.

Ein prominentes Beispiel aus Deutschland ist N26, das als volldigitale Bank (Neobank) das klassische Girokonto ins Smartphone-Zeitalter geholt hat. Das Berliner Unternehmen hat sich seit seiner Gründung zu einer führenden digitalen Bank in Europa entwickelt und zeigt exemplarisch den rasanten Aufstieg der Branche. Andere Akteure wie Scalable Capital haben sich auf die automatisierte Geldanlage spezialisiert und ermöglichen über sogenannte Robo-Advisor den einfachen Zugang zum Kapitalmarkt. Und globale Giganten wie PayPal haben die Art und Weise, wie wir online bezahlen, fundamental verändert.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die zentralen Fintech-Segmente und ihre Hauptfunktionen, um Ihnen eine erste Orientierung im deutschen Fintech-Ökosystem zu bieten.

Die wichtigsten Fintech-Segmente in Deutschland
Segment Beispielunternehmen Hauptfunktion
Neobanken N26, C24 Volldigitale Bankkonten
Robo-Advisor Scalable Capital Automatisierte Vermögensverwaltung
Payment PayPal, Klarna Digitale Zahlungsabwicklung
BNPL (Buy Now, Pay Later) Klarna, Ratepay Kauf auf Rechnung digital

Diese Kategorien sind jedoch nicht starr. Viele Fintechs entwickeln sich zu „Super-Apps“, die mehrere Dienstleistungen unter einem Dach vereinen und so ein ganzheitliches Finanz-Cockpit für den Nutzer schaffen. Entscheidend ist das Verständnis, dass jedes Segment ein spezifisches Problem der traditionellen Finanzwelt zu lösen versucht.

Filialbank oder App? Die ehrliche Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile von Neobanken

Die wohl sichtbarste Veränderung durch Fintechs ist das Aufkommen von Neobanken. Diese reinen App-Banken verzichten vollständig auf ein Filialnetz und bieten ihre Dienste ausschließlich digital an. Für viele stellt sich damit die grundlegende Frage: Ist eine App ein vollwertiger Ersatz für meine Hausbank? Die Antwort hängt stark von den persönlichen Bedürfnissen und Erwartungen ab, denn beide Modelle haben klare Vor- und Nachteile. Der Trend ist jedoch eindeutig: Bereits im Jahr 2020 gab es 46,8 Millionen Nutzer von Online-Banking in Deutschland, eine Zahl, die seither weiter gestiegen ist.

Die Hauptvorteile von Neobanken liegen auf der Hand: geringere bis keine Kontoführungsgebühren, eine intuitive und schnelle Bedienung per App sowie innovative Features wie Echtzeit-Benachrichtigungen oder einfache Budget-Tools. Da sie keine teuren Filialen unterhalten müssen, können sie Kostenvorteile direkt an die Kunden weitergeben. Prozesse wie die Kontoeröffnung sind in wenigen Minuten erledigt, während man bei traditionellen Banken oft noch auf Post oder einen Termin warten muss.

Symbolischer Vergleich zwischen traditioneller Bank und digitaler Banking-App

Demgegenüber steht der größte Vorteil der Filialbanken: die persönliche Beratung vor Ort. Für komplexe Anliegen wie eine Baufinanzierung, eine umfassende Altersvorsorgeplanung oder schlicht für Menschen, die den direkten Kontakt zu einem Ansprechpartner schätzen, bleibt die Filiale unersetzlich. Neobanken bieten zwar Kundenservice per Chat, E-Mail oder Telefon an, doch dieser kann eine tiefgehende, persönliche Beratung kaum ersetzen. Zudem ist das Dienstleistungsangebot bei traditionellen Banken oft breiter und deckt auch speziellere Finanzprodukte ab.

Letztlich läuft die Entscheidung auf einen Kompromiss hinaus. Viele Kunden nutzen heute eine hybride Strategie: ein kostenloses Girokonto bei einer Neobank für den täglichen Zahlungsverkehr und ein Konto bei einer traditionellen Bank für größere Finanzentscheidungen und als Sicherheitsnetz. Die Wahl ist keine Entweder-oder-Frage mehr, sondern eine Frage der intelligenten Kombination.

Geldanlage per Autopilot: Wie ein Robo-Advisor Ihr Geld an der Börse anlegt (und für wen es sich lohnt)

Einer der Bereiche, den Fintechs am stärksten demokratisiert haben, ist die Geldanlage. Früher war der Zugang zu den Kapitalmärkten oft mit hohen Hürden verbunden: komplexe Produkte, teure Bankberater und hohe Mindestanlagesummen. Hier setzen Robo-Advisor an. Sie bieten eine automatisierte, digitale Vermögensverwaltung, die auf wissenschaftlich fundierten Anlagestrategien basiert. Doch wie funktioniert das genau und ist es die richtige Lösung für jeden?

Ein Robo-Advisor agiert wie ein digitaler Anlageberater. Zu Beginn ermittelt er über einen standardisierten Fragebogen Ihre persönliche Risikobereitschaft, Ihren Anlagehorizont und Ihre finanziellen Ziele. Basierend auf diesen Informationen erstellt der Algorithmus ein für Sie passendes Portfolio. Dieses besteht in der Regel aus einer Mischung aus kostengünstigen, breit gestreuten Indexfonds (ETFs). Der große Vorteil: Der Robo-Advisor übernimmt nicht nur die Erstellung, sondern auch die laufende Überwachung und Anpassung des Portfolios. Er sorgt durch sogenanntes „Rebalancing“ dafür, dass die ursprüngliche Anlagestrategie auch bei Marktschwankungen beibehalten wird.

Diese Art der passiven Geldanlage eignet sich vor allem für Anleger, die langfristig Vermögen aufbauen möchten, ohne sich selbst täglich mit den Börsen beschäftigen zu wollen. Für aktive Trader, die gezielt einzelne Aktien kaufen und verkaufen, ist ein Robo-Advisor weniger geeignet. Auch wer eine sehr individuelle Anlagestrategie verfolgen möchte, stößt hier an Grenzen. Die Kosten sind transparent und liegen meist deutlich unter denen einer klassischen Vermögensverwaltung bei einer Bank. Die folgende Checkliste hilft Ihnen bei der Entscheidung.

Ihre Checkliste: Passt ein Robo-Advisor zu Ihnen?

  1. Risikobereitschaft prüfen: Sind Sie bereit, für langfristige Renditechancen kurzfristige Marktschwankungen zu akzeptieren? Robo-Advisor sind für passive, langfristige Strategien konzipiert.
  2. Kostenstruktur vergleichen: Analysieren Sie die jährliche Verwaltungsgebühr (meist 0,5-1%) und die zusätzlichen Kosten der eingesetzten ETFs.
  3. Steuerthematik klären: Stellt der Anbieter sicher, dass die deutsche Abgeltungssteuer automatisch abgeführt wird (Steuereinfachheit)?
  4. Anlagehorizont definieren: Planen Sie, Ihr Geld für mindestens 5 bis 10 Jahre anzulegen, um von den Vorteilen des Zinseszinseffekts zu profitieren?
  5. Kontrollbedürfnis bewerten: Sind Sie damit einverstanden, die Kontrolle über die täglichen Anlageentscheidungen an einen Algorithmus abzugeben?

Ein Robo-Advisor ist also ein mächtiges Werkzeug für den disziplinierten und unkomplizierten Vermögensaufbau, aber er erfordert das Vertrauen in eine algorithmusbasierte Strategie und einen langen Atem.

Ist mein Geld bei einer App-Bank sicher? Ein Blick auf die Einlagensicherung und Sicherheitsstandards bei Fintechs

Die wichtigste Frage für jeden Bankkunden, der über einen Wechsel zu einem digitalen Anbieter nachdenkt, lautet: Ist mein Geld dort genauso sicher wie bei meiner Sparkasse oder Volksbank? Die Sorge ist berechtigt, doch die Antwort ist in Deutschland erfreulich klar, erfordert aber einen genauen Blick auf die Lizenz des Anbieters. Der regulatorische Rahmen ist entscheidend, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Laut BaFin gab es in Deutschland Anfang 2024 bereits eine beachtliche Anzahl an Finanzdienstleistern, die einer Aufsicht unterliegen.

Der entscheidende Punkt ist die Banklizenz. Fintechs mit einer deutschen oder europäischen Vollbanklizenz, wie beispielsweise N26, unterliegen denselben strengen Regeln wie traditionelle Banken. Das bedeutet konkret: Ihr Guthaben ist durch die gesetzliche Einlagensicherung bis zu einer Höhe von 100.000 Euro pro Kunde und Bank geschützt. Im Falle einer Insolvenz der Bank springt dieser Sicherungsfonds ein. Viele deutsche Banken sind zudem Mitglied in freiwilligen Sicherungsfonds, die oft noch weitaus höhere Beträge absichern.

Allerdings agieren nicht alle Fintechs als Banken. Viele sind als sogenannte E-Geld-Institute oder reine Finanzdienstleister lizenziert. Wie der N26 Blog in einem Artikel klarstellt:

Fintech-Unternehmen sind in der Regel keine Banken, sondern lediglich Finanzdienstleister, die demnach auch keine Banklizenz haben

– N26 Blog, FinTech: Das musst du über Finanztechnologie wissen

Für diese Anbieter gilt die gesetzliche Einlagensicherung nicht direkt. Stattdessen sind sie gesetzlich verpflichtet, die Gelder ihrer Kunden getrennt vom eigenen Firmenvermögen auf sogenannten Treuhandkonten bei einer Partnerbank zu verwahren. Im Insolvenzfall sind die Kundengelder so ebenfalls vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt. Dennoch ist der Mechanismus ein anderer. Es ist daher unerlässlich, vor der Nutzung eines Dienstes zu prüfen, welche Lizenz vorliegt und welches Sicherungssystem greift. Informationen dazu finden sich meist im Impressum oder den AGB des Anbieters. Zudem wacht die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) über den deutschen Finanzmarkt und lizenziert seriöse Anbieter.

Wenn Ihr Konto mit anderen Apps spricht: Die Revolution „Open Banking“ und was sie für Sie bedeutet

Eine der tiefgreifendsten, aber für den Endnutzer oft unsichtbaren Revolutionen ist „Open Banking“. Dahinter verbirgt sich die Idee, dass Sie als Kontoinhaber die volle Kontrolle über Ihre Finanzdaten haben und entscheiden können, diese sicher mit anderen Dienstleistern zu teilen. Die rechtliche Grundlage dafür wurde in Europa mit der Zweiten Zahlungsdienste-Richtlinie (PSD2) geschaffen. Sie verpflichtet Banken, auf Wunsch des Kunden lizenzierten Drittanbietern den Zugriff auf Kontodaten über sichere Schnittstellen (APIs) zu gewähren.

Was abstrakt klingt, hat sehr konkrete Vorteile im Alltag. Open Banking ist die Technologie, die es ermöglicht, dass Sie in einer einzigen App die Kontostände all Ihrer verschiedenen Banken sehen können (Multibanking). Es erlaubt einer Budget-App, Ihre Ausgaben automatisch zu kategorisieren, oder einem Kreditvergleichsportal, Ihnen ein maßgeschneidertes Angebot basierend auf Ihren realen Finanzen zu machen. Diese Vernetzung schafft ein echtes Daten-Ökosystem, das die alten Datensilos der einzelnen Banken aufbricht. Die Einführung von PSD2 führte in Deutschland zu einem signifikanten Wachstum; so stieg die Zahl der bei der BaFin registrierten Drittanbieter um rund 23 %.

Fallbeispiel: Open Banking in der deutschen Praxis

Deutsche Finanzinstitute nutzen diese Möglichkeiten bereits aktiv. Die Deutsche Bank beispielsweise bietet über ihre Entwicklerplattform (XS2A Sandbox) die technologische Basis für die Aggregation von Kontoinformationen, was Multibanking-Apps erst ermöglicht. Gleichzeitig nutzen die Sparkassengruppen die Technologie, um Echtzeit-Zahlungsauslösungen direkt in die Check-out-Prozesse von Online-Shops zu integrieren, was den Kaufprozess für Kunden und Händler beschleunigt und sicherer macht.

Die Kontrolle bleibt dabei immer bei Ihnen: Kein Dienstleister kann ohne Ihre ausdrückliche und wiederholte Zustimmung auf Ihre Daten zugreifen. Sie entscheiden, wer was sehen darf und für wie lange. Open Banking ist somit der technologische Schlüssel zu mehr Transparenz, Wettbewerb und letztlich zu mehr finanzieller Souveränität für den Verbraucher. Es ist die unsichtbare Infrastruktur, die viele der innovativen Fintech-Dienste erst möglich macht.

Wenn der Algorithmus über Ihren Kredit entscheidet: Wie Machine Learning die Finanzwelt umkrempelt

Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning sind keine Zukunftsmusik mehr, sondern bereits heute ein integraler Bestandteil vieler Fintech-Lösungen. Eine der folgenreichsten Anwendungen ist die algorithmische Bewertung der Kreditwürdigkeit. Traditionell basierte die Kreditvergabe auf einer Analyse relativ weniger Datenpunkte wie dem Schufa-Score und dem Einkommen. KI-Systeme können heute jedoch Tausende von Datenpunkten in Echtzeit analysieren, um eine präzisere und fairere Risikobewertung zu erstellen.

In der Praxis bedeutet das: Ein Algorithmus kann nicht nur Ihr Einkommen, sondern auch die Stabilität Ihrer Einnahmen, Ihr Ausgabeverhalten oder andere digitale Fußspuren (stets anonymisiert und mit Ihrer Zustimmung) berücksichtigen. Das Ziel ist es, ein umfassenderes Bild Ihrer finanziellen Zuverlässigkeit zu zeichnen. Dies kann dazu führen, dass auch Personen einen Kredit erhalten, die im traditionellen System durchs Raster fallen würden, etwa Freiberufler mit unregelmäßigen Einnahmen. Dieser Trend wird durch erhebliche Investitionen vorangetrieben; eine KPMG-Analyse zeigt, dass das Wachstum der KI-Fintech-Investitionen um 81 % beträchtlich ist.

Die Anwendungen von KI gehen jedoch weit über die Kreditvergabe hinaus. Sie umfassen:

  • Betrugserkennung: KI-Systeme erkennen ungewöhnliche Transaktionsmuster in Echtzeit und können so Kreditkartenbetrug verhindern, bevor ein großer Schaden entsteht.
  • Personalisierte Finanzberatung: Robo-Advisor nutzen KI, um Anlagestrategien zu optimieren. Zukünftig könnten KI-Assistenten proaktiv Sparpotenziale aufzeigen oder vor ungünstigen Verträgen warnen.
  • Automatisierter Kundenservice: Intelligente Chatbots können rund um die Uhr Standardanfragen beantworten und entlasten so die menschlichen Mitarbeiter.

Die Herausforderung bei der algorithmischen Bewertung liegt in der Transparenz und der Vermeidung von Diskriminierung. Es muss sichergestellt werden, dass die Algorithmen nicht unbewusst bestehende Vorurteile (sogenannte „Bias“) reproduzieren oder verstärken. Europäische Regulierungen wie der AI Act zielen darauf ab, hier klare Leitplanken für einen ethischen und fairen Einsatz von KI im Finanzsektor zu schaffen.

Bitcoin, Ether & Co.: Wie Kryptowährungen und die Blockchain-Technologie unser Finanzsystem herausfordern

Keine Diskussion über Fintech ist vollständig ohne einen Blick auf Kryptowährungen und die zugrunde liegende Blockchain-Technologie. Während Bitcoin und andere digitale Währungen oft durch ihre extreme Volatilität und spekulativen Charakter Schlagzeilen machen, ist die dahinterstehende Technologie potenziell revolutionär. Die Blockchain ist im Kern eine dezentrale, fälschungssichere Datenbank, die Transaktionen transparent und ohne eine zentrale Kontrollinstanz wie eine Bank verwalten kann.

Für Anleger in Deutschland hat sich der Zugang zu Kryptowährungen in den letzten Jahren professionalisiert. Anstelle von unregulierten Börsen im Ausland gibt es mittlerweile auch in Deutschland ansässige und von der BaFin regulierte Anbieter. Ein gutes Beispiel ist BISON, die Krypto-App der Börse Stuttgart, die Wert auf deutsche Serverstandorte und deutschsprachigen Support legt. Auch Neobanken wie N26 haben den Handel mit Kryptowährungen direkt in ihre Banking-Apps integriert, was den Einstieg für die breite Masse erheblich vereinfacht.

Die folgende Tabelle zeigt eine Auswahl von Anbietern, die auf dem deutschen Markt relevant sind, und hebt deren regulatorische Einordnung hervor.

Vergleich von Krypto-Anbietern in Deutschland
Anbieter Regulierung Besonderheit
Bison (Börse Stuttgart) BaFin-reguliert Deutscher Support & Server
Bitpanda EU-Lizenz (u.a. in DE registriert) Breites Portfolio an digitalen Assets
N26 Krypto Über Partner mit Banklizenz Einfache Integration ins bestehende Girokonto

Jenseits der reinen Spekulation eröffnen die Blockchain und verwandte Technologien wie „Smart Contracts“ neue Möglichkeiten. Sie könnten internationale Überweisungen beschleunigen und verbilligen, die Abwicklung von Wertpapiergeschäften revolutionieren oder die transparente Nachverfolgung von Lieferketten ermöglichen. Dennoch bleiben Kryptowährungen eine hochriskante Anlageklasse. Anleger sollten sich der extremen Kursschwankungen bewusst sein und nur Geld investieren, dessen Verlust sie im Zweifel verschmerzen können. Die Technologie ist vielversprechend, aber noch in einem frühen Entwicklungsstadium.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Fintech-Revolution wird durch unsichtbare Technologien wie Open Banking (PSD2) und KI angetrieben, nicht nur durch benutzerfreundliche Apps.
  • Sicherheit ist in Deutschland durch einen starken regulatorischen Rahmen mit BaFin-Aufsicht und Einlagensicherung gewährleistet, aber die Art der Lizenz ist entscheidend.
  • Die Zukunft liegt in personalisierten, automatisierten und nahtlos integrierten Finanzdienstleistungen („Embedded Finance“), die den Nutzer in den Mittelpunkt stellen.

Blick in die Glaskugel 2.0: Wie Unternehmen mit Daten und KI ihre Prognosegenauigkeit dramatisch verbessern

Nachdem wir die Bausteine der aktuellen Fintech-Landschaft analysiert haben, stellt sich die Frage: Wohin geht die Reise? Die Trends deuten auf eine Zukunft hin, in der Finanzdienstleistungen noch stärker personalisiert, automatisiert und nahtlos in unseren Alltag integriert werden. Die treibende Kraft dahinter ist die immer intelligentere Nutzung von Daten und Künstlicher Intelligenz, die präzise Prognosen und proaktive Unterstützung ermöglicht.

Ein zentraler Zukunftstrend ist „Embedded Finance“ (eingebettete Finanzen). Die Idee ist, dass Finanzdienstleistungen wie Kredite oder Versicherungen direkt in den Kaufprozess bei nicht-finanziellen Anbietern integriert werden. Wenn Sie ein Auto online kaufen, wird Ihnen direkt ein passendes Finanzierungs- und Versicherungsangebot unterbreitet, ohne dass Sie eine Banken-Website besuchen müssen. Die Finanzdienstleistung wird quasi unsichtbar. Dieser Markt hat ein enormes Potenzial; Prognosen gehen davon aus, dass der Markt für Embedded Finance von derzeit 63,2 Milliarden auf 248 Milliarden US-Dollar bis 2032 anwachsen wird.

Weitere entscheidende Entwicklungen, die unsere Finanzen prägen werden, sind:

  • Autonome Finanzen: KI-Systeme werden nicht nur analysieren, sondern proaktiv handeln. Ein KI-Assistent könnte selbstständig Rechnungen bezahlen, Sparpläne anpassen oder den günstigsten Stromanbieter für Sie finden, um Ihr gesamtes Finanzleben zu optimieren.
  • Super-Apps: Der Trend zur Konsolidierung wird sich fortsetzen. Statt vieler einzelner Apps werden wenige „Super-Apps“ eine breite Palette von Diensten bündeln – von Banking und Investment über Versicherungen bis hin zu Mobilitätsdiensten.
  • Digitale Identitäten (Wallets): Das Smartphone wird zur zentralen Brieftasche, die nicht nur Zahlungskarten, sondern auch den Personalausweis, den Führerschein und die Gesundheitskarte sicher verwahrt und die Verifizierung bei Finanzgeschäften vereinfacht.

Diese Entwicklungen zielen darauf ab, die Verwaltung von Finanzen reibungsloser und intelligenter zu gestalten. Der Fokus verschiebt sich von reaktiven Transaktionen hin zu einer proaktiven, datengestützten Optimierung der persönlichen Finanzlage, die dem Nutzer mehr Zeit und Souveränität verschafft.

Die Zukunft der Finanzen ist bereits in Bewegung. Um die kommenden Veränderungen zu meistern, ist es unerlässlich, diese zukunftsweisenden Trends und ihre Auswirkungen zu verstehen.

Häufig gestellte Fragen zu Fintech und digitalem Banking

Unterliegen Fintechs der deutschen Einlagensicherung?

Nur Fintechs mit einer deutschen Vollbanklizenz unterliegen der gesetzlichen Einlagensicherung bis zu 100.000 Euro pro Kunde. Viele andere Anbieter, sogenannte E-Geld-Institute, müssen Kundengelder stattdessen getrennt vom eigenen Firmenvermögen auf Treuhandkonten verwahren, was ebenfalls einen Schutz im Insolvenzfall bietet.

Wie erkenne ich eine sichere Fintech-Bank?

Ein seriöser Anbieter sollte transparent über seine Lizenz informieren. Prüfen Sie auf der Website des Unternehmens, ob es eine Lizenz der deutschen BaFin oder einer anderen europäischen Aufsichtsbehörde besitzt. Achten Sie zudem auf klare Angaben zum System der Einlagensicherung oder zur separaten Verwahrung von Kundengeldern.

Was passiert bei einer Insolvenz eines Fintech-Anbieters?

Bei lizenzierten Banken greift wie beschrieben die gesetzliche Einlagensicherung bis 100.000 Euro. Bei E-Geld-Instituten sind die auf Treuhandkonten verwahrten Kundengelder vom Insolvenzverfahren ausgenommen und stehen nicht zur Deckung der Schulden des Unternehmens zur Verfügung.

Geschrieben von Thomas Schmidt, Thomas Schmidt ist ein DEKRA-zertifizierter Immobiliensachverständiger mit 20 Jahren Erfahrung in der Bewertung von Wohnimmobilien in ganz Deutschland. Seine Expertise liegt in der datengestützten Analyse von wertsteigernden Maßnahmen und der realistischen Einschätzung von Marktpotenzialen.