Veröffentlicht am Mai 15, 2024

Zusammenfassend:

  • Sicherheit beim Online-Kauf ist kein Zufall, sondern ein System aus drei Schutzebenen: Sicheres Gerät, sicherer Händler, sichere Zahlung.
  • Das grüne Schloss (SSL) allein ist kein Garant für einen seriösen Shop. Echte Sicherheit erfordert eine tiefere Prüfung.
  • Moderne Zahlungsmethoden wie Kreditkarten und virtuelle Einwegkarten bieten einen entscheidenden „finanziellen Airbag“ gegen Betrug.
  • Digitale Selbstverteidigung bedeutet, durch einfache, aber konsequente Routinen die volle Kontrolle über die eigenen Daten und Finanzen zu behalten.

Online-Shopping ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Tatsächlich kaufen 77 % aller Personen in Deutschland ab 10 Jahren regelmäßig im Internet ein, was 2024 zu einem beeindruckenden Umsatz von über 80 Milliarden Euro führte. Doch mit jeder Transaktion schwingt eine leise Sorge mit: Ist mein Geld wirklich sicher? Viele verlassen sich auf altbekannte Ratschläge wie die Suche nach dem „grünen Schloss“ im Browser. Doch diese einfachen Prüfungen sind heute längst nicht mehr ausreichend.

Die Methoden von Betrügern werden immer ausgefeilter. Gleichzeitig entstehen innovative Finanzwerkzeuge wie Neobanken oder virtuelle Kreditkarten, die neue Schutzmechanismen bieten. Die wahre Herausforderung liegt also nicht darin, eine simple Checkliste abzuhaken. Sie liegt darin, eine systematische und routinierte Herangehensweise zu entwickeln – eine Art digitale Fahrprüfung für den Online-Handel. Die entscheidende Frage ist nicht: „Ist dieser eine Kauf sicher?“, sondern: „Ist mein gesamtes System für Online-Käufe sicher?“

Dieser Leitfaden bricht mit den oberflächlichen Tipps und stellt Ihnen stattdessen ein umfassendes Drei-Schutzebenen-System vor: die Absicherung Ihres Geräts, die sorgfältige Prüfung des Händlers und die strategische Wahl der Zahlungsmethode. Wir betrachten Sicherheit nicht als einmalige Aufgabe, sondern als eine erlernbare Fähigkeit. Schritt für Schritt bauen wir gemeinsam eine Routine auf, die jede Ihrer zukünftigen Online-Transaktionen nicht nur sicher, sondern auch souverän macht. Betrachten Sie dies als Ihre persönliche Anleitung zur digitalen Selbstverteidigung im E-Commerce.

Um Ihnen eine klare Struktur für diesen Lernprozess zu bieten, gliedert sich dieser Artikel in mehrere logische Abschnitte. Der folgende Überblick hilft Ihnen, gezielt die für Sie relevantesten Themen anzusteuern oder dem gesamten Aufbau Schritt für Schritt zu folgen.

Das grüne Schloss allein reicht nicht: 7 Merkmale, an denen Sie eine wirklich sichere Online-Transaktion erkennen

Der erste Ratschlag, den man für sicheres Online-Shopping erhält, lautet fast immer: „Achten Sie auf das grüne Schloss und ‚https‘ in der Adresszeile.“ Das ist zwar nicht falsch, aber gefährlich unvollständig. Ein SSL-Zertifikat bestätigt lediglich, dass die Datenübertragung zwischen Ihrem Browser und der Website verschlüsselt ist. Es sagt absolut nichts darüber aus, ob der Betreiber der Website vertrauenswürdig ist. Auch Betrüger können und nutzen SSL-Zertifikate, um einen falschen Anschein von Sicherheit zu erwecken. Echte Sicherheit erfordert einen genaueren Blick.

Zu den grundlegenden Merkmalen einer vertrauenswürdigen Transaktion gehören eine fehlerfreie Website ohne offensichtliche Übersetzungsfehler, transparente Informationen zu Versandkosten und Rückgaberecht sowie ein professionelles Gesamtdesign. Ein weiteres starkes Indiz sind anerkannte Gütesiegel. Doch auch hier ist Vorsicht geboten, denn viele Betrüger binden lediglich eine Grafik des Siegels ein, ohne dass eine echte Zertifizierung dahintersteckt. Ein echtes Gütesiegel ist immer klickbar und führt zu einer validen Zertifikatsseite des Siegel-Anbieters mit aktuellen Daten zum geprüften Shop.

Die folgende Tabelle hilft Ihnen dabei, die Spreu vom Weizen zu trennen und die Authentizität von Gütesiegeln schnell zu überprüfen. Betrachten Sie es als Ihren ersten, schnellen Sicherheitscheck, bevor Sie sich tiefer mit dem Händler beschäftigen.

Echte vs. Gefälschte Gütesiegel erkennen
Merkmal Echtes Gütesiegel Gefälschtes Gütesiegel
Klickbarkeit Führt zur Zertifikatsseite des Anbieters Nicht klickbar oder führt ins Leere
Zertifikatsnummer Live generiert, aktuelles Datum Statisch, veraltetes Datum
Trusted Shops Bewertungen direkt abrufbar Nur Bild ohne Funktion
EHI-Siegel Prüfnummer verifizierbar Keine oder falsche Prüfnummer
TÜV-Siegel ID-Nummer prüfbar auf tuv.com Keine ID oder nicht prüfbar

Diese ersten Prüfschritte bilden die Basis Ihrer Händlerbewertung. Sie helfen, die offensichtlichsten Betrugsversuche schnell zu entlarven, bevor Sie Zeit und Energie in eine tiefere Analyse investieren.

Keine Angst vor der Börse: Eine einfache 3-Schritt-Strategie für Ihren ersten ETF-Sparplan

Der Titel mag zunächst irritieren, doch die Analogie zur Börse ist treffender, als man denkt. Jeder Online-Kauf ist eine kleine Investition: Sie geben Ihr Geld in der Erwartung einer Gegenleistung. Genauso wie Sie nicht blind in eine Aktie investieren würden, sollten Sie auch keinem unbekannten Online-Shop ohne eine sorgfältige Prüfung – eine digitale Sorgfaltspflicht – Ihr Geld anvertrauen. Anstatt auf schnelle Gewinne (oder unrealistische Rabatte) zu hoffen, geht es darum, das Risiko durch eine fundierte Analyse zu minimieren.

Diese Sorgfaltspflicht ist heute wichtiger denn je. Wie die Polizei warnt, nutzen Fake-Shops mittlerweile KI-Technologie, um täuschend echte Websites zu erstellen, die für Laien kaum noch von seriösen Angeboten zu unterscheiden sind. Ein professionelles Aussehen ist kein Qualitätsmerkmal mehr. Deshalb empfiehlt die Polizei die SHS-Regel: Stoppen, Hinterfragen, Schützen. Bevor Sie auf „Kaufen“ klicken, halten Sie inne und führen Sie eine systematische Prüfung des Anbieters durch.

Die wichtigsten Prüfpunkte umfassen die Verifizierung des Impressums, die Analyse der angebotenen Zahlungsmethoden und die Recherche nach unabhängigen Bewertungen. Ein fehlendes oder unvollständiges Impressum ist eine rote Flagge. Wenn ein Shop ausschließlich Vorkasse per Überweisung anbietet, ist das Risiko extrem hoch, da Sie keinerlei Käuferschutz genießen. Die folgende Checkliste fasst die entscheidenden Schritte Ihrer Händler-Due-Diligence zusammen.

Ihre Checkliste zur Händlerprüfung: Digitale Sorgfaltspflicht vor dem Kauf

  1. Impressum prüfen: Vollständige Adresse, Handelsregisternummer und Geschäftsführer verifizieren. Passt die Adresse zu einem plausiblen Geschäftsstandort oder ist es eine Briefkastenfirma?
  2. Umsatzsteuer-ID validieren: Sofern angegeben, die USt-IdNr. über das VIES-System der EU (ec.europa.eu/vies) auf Gültigkeit prüfen.
  3. Domain-Alter checken: Eine WHOIS-Abfrage kann das Alter der Domain aufdecken. Sehr neue Domains (wenige Wochen oder Monate alt) sind bei unbekannten Shops verdächtig.
  4. Bewertungen vergleichen: Suchen Sie nach Bewertungen auf mehreren unabhängigen Plattformen (z. B. Trustpilot, Google, Trusted Shops), nicht nur auf der Shop-Seite selbst.
  5. Zahlungsmethoden analysieren: Seriöse Shops bieten immer sichere Optionen wie Rechnung, Kreditkarte oder PayPal an. Ist nur Vorkasse verfügbar, brechen Sie den Kauf ab.

Indem Sie diese systematische Prüfung zur Gewohnheit machen, verwandeln Sie Unsicherheit in Kontrolle und schützen Ihr Geld effektiv vor den Risiken des Online-Handels.

Mietwagen, Hotel, Online-Shopping: Wann der Einsatz einer Kreditkarte Gold wert ist

Nachdem wir den Händler geprüft haben, widmen wir uns der dritten Schutzebene: der Wahl der Zahlungsmethode. Hier erweist sich die klassische Kreditkarte oft als die sicherste Option, quasi als Ihr finanzieller Airbag. Der entscheidende Vorteil liegt im sogenannten Chargeback-Verfahren. Im Gegensatz zu einer Überweisung, bei der das Geld unwiderruflich weg ist, liegt bei einer Kreditkartenzahlung das Risiko zunächst bei der Bank. Wenn ein Händler nicht liefert oder eine Dienstleistung nicht erbringt, können Sie die Zahlung bei Ihrer Bank reklamieren und haben eine hohe Chance, Ihr Geld zurückzuerhalten.

Dieses Sicherheitsnetz ist nicht nur bei offensichtlichem Betrug wertvoll. Es greift auch bei Nichterhalt der Ware, bei Lieferung defekter Produkte oder sogar bei Insolvenz des Anbieters nach der Zahlung. Besonders bei Reisebuchungen für Hotels oder Mietwagen ist die Kreditkarte nicht nur oft zwingend erforderlich, sondern bietet auch diesen unschätzbaren Schutz vor unliebsamen Überraschungen. Sie fungiert als eine Art Treuhänder, der Ihr Geld erst dann endgültig freigibt, wenn die Leistung vertragsgemäß erbracht wurde.

Abstrakte Darstellung der Sicherheitsebenen bei Kreditkartenzahlungen

Die visuellen und technischen Sicherheitsmerkmale einer Kreditkarte sind nur die Oberfläche. Die wahre Stärke liegt in den dahinterliegenden Prozessen wie dem Chargeback, die dem Kunden eine starke Verhandlungsposition gegenüber dem Händler verschaffen. Das folgende Praxisbeispiel verdeutlicht die Macht dieses Instruments.

Chargeback-Verfahren: Erfolgsbeispiel aus der Praxis

Ein deutscher Verbraucher bestellte 2024 Elektronik für 800 Euro bei einem vermeintlich seriösen Online-Shop. Nach der Zahlung per Kreditkarte erhielt er keine Ware und keine Antwort auf seine Anfragen. Sein Vorgehen war mustergültig: Zuerst sicherte er Screenshots der Shop-Seite und der gesamten E-Mail-Kommunikation. Innerhalb von 14 Tagen füllte er das Reklamationsformular seiner kartenausgebenden Bank aus und erstattete parallel eine Polizeianzeige. Das Aktenzeichen teilte er der Bank mit. Wie eine Analyse von Sicherheitsexperten bestätigt, ist dies der korrekte Weg. Nach einer sechswöchigen Prüfung durch die Bank erhielt der Kunde die vollständige Summe von 800 Euro zurückerstattet. Dieser Fall zeigt: Bei echten Kreditkarten liegt das finanzielle Risiko im Betrugsfall primär bei der Bank, nicht beim Kunden.

Die Wahl der Kreditkarte als Standard-Zahlungsmittel für Online-Käufe ist somit kein bloßer Komfort, sondern eine bewusste strategische Entscheidung für maximale Sicherheit.

N26, Vivid oder Tomorrow? Die beste Neobank für Studenten, Reisende und Familien im Test

Die klassische Kreditkarte bietet bereits einen starken Schutz. Doch die digitale Evolution im Bankwesen, angeführt von sogenannten Neobanken, hebt die Sicherheit auf ein neues Level. Anbieter wie N26, Vivid Money oder Tomorrow haben die Verwaltung von Finanzen und Karten komplett in die App verlagert. Dies ermöglicht eine Kontrolle in Echtzeit, die bei traditionellen Banken oft fehlt. Sie können Karten mit einem Klick sperren und entsperren, Ausgabenlimits festlegen und erhalten bei jeder Transaktion eine sofortige Push-Benachrichtigung.

Das mächtigste Werkzeug für sicheres Online-Shopping sind jedoch virtuelle Einweg-Kreditkarten. Dies ist die fortschrittlichste Form der Risikotrennung. Für jeden einzelnen Online-Kauf können Sie eine neue, temporäre Kartennummer generieren. Diese Nummer wird nur für diese eine Transaktion verwendet und kann danach sofort wieder gelöscht werden. Selbst wenn die Daten dieses Shops später durch ein Datenleck kompromittiert werden, ist Ihre eigentliche Kreditkartennummer oder Ihr Bankkonto vollkommen sicher. Es ist, als würden Sie für jeden Einkauf einen neuen, selbstzerstörenden Schlüssel verwenden.

Die Einrichtung ist denkbar einfach und dauert meist nur wenige Sekunden in der App Ihrer Neobank. Zuerst navigieren Sie in den Kartenbereich, wählen „Virtuelle Karte erstellen“, legen bei Bedarf ein Limit fest und verwenden die generierte Nummer für Ihren Einkauf. Direkt danach löschen Sie die Karte wieder. Die folgende Tabelle vergleicht einige sicherheitsrelevante Features der bekanntesten Neobanken in Deutschland.

Die folgende Analyse zeigt, welche Anbieter die besten Werkzeuge für sicheres Online-Shopping bereitstellen, wie aus einer aktuellen vergleichenden Übersicht hervorgeht.

Vergleich der Top 3 Neobanken für sicheres Online-Shopping
Feature N26 Vivid Money Tomorrow
Virtuelle Karten ✓ (kostenpflichtig ab 10€) ✓ (kostenlos) ✓ (kostenlos)
Echtzeit-Benachrichtigung
Sub-Konten/Spaces ✓ Spaces ✓ Pockets mit IBAN ✓ Pockets
Kartensperrung per App ✓ Sofort ✓ Sofort ✓ Sofort
Eigene Banklizenz ✓ BaFin ✗ (Solarisbank) ✗ (Solarisbank)

Die Nutzung solcher modernen Banking-Features ist ein Paradebeispiel für proaktive Sicherheit. Sie warten nicht auf einen Betrugsfall, sondern machen ihn von vornherein technisch unmöglich.

Ein Konto, zwei Karten, kein Streit: Warum ein Gemeinschaftskonto für Paare die beste Entscheidung ist

Sicherheitsprinzipien aus der Finanzwelt lassen sich auch hervorragend auf den privaten Haushalt übertragen. Das Konzept der Risikotrennung ist hierfür das beste Beispiel. Während ein Gemeinschaftskonto oft für gemeinsame Ausgaben wie Miete und Lebensmittel genutzt wird, kann es mit der richtigen Strategie auch die Sicherheit bei Online-Einkäufen für die ganze Familie erhöhen. Der Schlüssel liegt in der Nutzung mehrerer Karten, die an dasselbe Konto gebunden sind, und der Anwendung des Vier-Augen-Prinzips.

Stellen Sie sich vor, Sie definieren klare Regeln für die Nutzung der Karten: Eine Karte wird ausschließlich für große, absolut vertrauenswürdige und bekannte Händler in Deutschland verwendet (z.B. Amazon, Otto, Zalando). Eine zweite Karte wird hingegen gezielt für alle anderen Einkäufe eingesetzt: neue oder unbekannte Online-Shops, Käufe im Ausland oder bei kleinen Boutiquen mit fragwürdiger IT-Infrastruktur. Sollte es bei einem dieser riskanteren Einkäufe zu einem Betrugsversuch oder einem Datenleck kommen, muss nur die zweite, „riskante“ Karte gesperrt werden. Die Hauptkarte für die wichtigen Einkäufe bleibt davon unberührt und voll funktionsfähig.

Visualisierung des Vier-Augen-Prinzips beim sicheren Online-Shopping für Paare

Dieses Vorgehen minimiert nicht nur den potenziellen Schaden, sondern auch den administrativen Aufwand im Ernstfall. Darüber hinaus schafft das Gemeinschaftskonto eine natürliche Transparenz. Beide Partner sehen alle Transaktionen in Echtzeit. Eine ungewöhnliche Abbuchung wird so viel schneller bemerkt – oft innerhalb von Stunden statt erst bei der Monatsabrechnung. Dieses Vier-Augen-Prinzip ist eine der einfachsten und effektivsten Formen der gegenseitigen Kontrolle und des Schutzes.

Sicherheit ist somit auch eine Frage der Organisation und Kommunikation. Durch klare Regeln und geteilte Verantwortung wird das Risiko für die ganze Familie signifikant reduziert.

Warum Ihr Passwort allein nicht mehr ausreicht: So richten Sie die Zwei-Faktor-Authentifizierung ein

Bisher haben wir uns auf die Prüfung von Händlern und die Wahl der Zahlungsmethode konzentriert – die Schutzebenen 2 und 3. Jetzt kehren wir zum Fundament zurück: der ersten Schutzebene, die oft vernachlässigt wird. Ihr eigenes Gerät und Ihre Online-Konten. Hier ist das stärkste Passwort nutzlos, wenn es einmal in die falschen Hände gerät. Genau deshalb ist die Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) heute keine Option mehr, sondern eine absolute Notwendigkeit.

2FA fügt dem Anmeldevorgang eine zweite Sicherheitsebene hinzu. Selbst wenn ein Krimineller Ihr Passwort durch ein Datenleck oder einen Phishing-Angriff erbeutet, kann er sich nicht in Ihr Konto einloggen. Er benötigt zusätzlich einen zweiten Faktor, den nur Sie besitzen. Dieser zweite Faktor kann verschiedene Formen annehmen:

  • Etwas, das Sie wissen: Ihr Passwort (erster Faktor).
  • Etwas, das Sie besitzen: Ein einmaliger Code von einer Authenticator-App auf Ihrem Smartphone, ein per SMS gesendeter Code oder ein physischer Sicherheitsschlüssel (z.B. YubiKey).
  • Etwas, das Sie sind: Ein biometrisches Merkmal wie Ihr Fingerabdruck oder ein Gesichtsscan.

Die sicherste und empfohlene Methode ist die Verwendung einer Authenticator-App (wie Google Authenticator oder Authy). Im Gegensatz zur SMS-basierten 2FA kann diese nicht durch SIM-Swapping-Angriffe umgangen werden. Die Einrichtung ist bei den meisten Diensten (Amazon, PayPal, Google etc.) in den Sicherheitseinstellungen in wenigen Minuten erledigt. Sie scannen einen QR-Code mit der App, und schon generiert Ihr Smartphone alle 30 Sekunden einen neuen, gültigen Code. Dieser kleine zusätzliche Schritt beim Login erhöht die Sicherheit Ihrer Konten exponentiell.

Betrachten Sie 2FA als das digitale Äquivalent zum Abschließen Ihrer Haustür. Es ist eine einfache, aber grundlegend wichtige Gewohnheit, die den Großteil der alltäglichen Bedrohungen abwehrt.

Der Notgroschen auf dem Tagesgeldkonto: Warum er überlebenswichtig ist und wo es die besten Zinsen gibt

Auf den ersten Blick scheint ein Notgroschen wenig mit sicherem Online-Shopping zu tun zu haben. Doch bei genauerem Hinsehen offenbart sich eine tiefe philosophische Verbindung: Beides wurzelt im Prinzip der finanziellen Widerstandsfähigkeit. Ein Notgroschen auf einem separaten Tagesgeldkonto ist Ihr finanzielles Sicherheitsnetz für unvorhergesehene Ereignisse im realen Leben – eine kaputte Waschmaschine, eine Autoreparatur, ein plötzlicher Jobverlust. Er gibt Ihnen die Freiheit, auf Krisen zu reagieren, ohne in Panik zu verfallen oder teure Kredite aufnehmen zu müssen.

Genau dieselbe Denkweise sollten Sie auf Ihre digitale Welt anwenden. Die Sicherheitsmaßnahmen, die wir besprochen haben – die Nutzung von Kreditkarten, virtuellen Karten oder die strikte Risikotrennung –, sind nichts anderes als der Aufbau eines digitalen Notgroschens. Anstatt Ihr gesamtes finanzielles Vermögen bei jeder Transaktion direkt aufs Spiel zu setzen (wie bei einer ungeschützten Debitkarten-Zahlung), schaffen Sie Pufferzonen und Airbags. Das Chargeback-Verfahren ist ein solcher Puffer. Eine virtuelle Einwegkarte ist ein noch stärkerer.

Die Disziplin, die erforderlich ist, um einen Notgroschen von drei bis sechs Monatsgehältern aufzubauen und nicht anzutasten, ist die gleiche Disziplin, die für eine gute „Transaktionshygiene“ benötigt wird. Es geht darum, nicht den bequemsten, sondern den sichersten Weg zu wählen. Es geht um Voraussicht und die bewusste Entscheidung, sich gegen potenzielle Risiken abzusichern. Wer seine Finanzen im Großen schützt (Notgroschen), wird auch die Notwendigkeit erkennen, sie im Kleinen (bei jeder einzelnen Transaktion) zu schützen.

Letztendlich ist sicheres Online-Verhalten ein integraler Bestandteil einer umfassenden und gesunden Finanzplanung. Es schützt das Vermögen, das Sie sich mühsam aufbauen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Drei-Schutzebenen-System (Gerät/Konto, Händler, Zahlung) ist der Schlüssel zu wirklich sicherem Online-Shopping.
  • Digitale Sorgfaltspflicht bei der Händlerprüfung ist unerlässlich, da selbst KI-gestützte Fakeshops täuschend echt wirken können.
  • Die Kreditkarte und virtuelle Einwegkarten fungieren als „finanzieller Airbag“, der das Betrugsrisiko vom Kunden auf die Bank verlagert.

Digitale Selbstverteidigung: Eine grundlegende Sicherheitsstrategie für Ihre Daten im privaten und beruflichen Umfeld

Wir haben die drei Schutzebenen für sicheres Online-Shopping detailliert betrachtet: die Absicherung Ihrer Konten mit 2FA, die sorgfältige Prüfung von Händlern und die strategische Wahl Ihrer Zahlungsmethode. Nun fügen wir diese Teile zu einem Gesamtbild zusammen: einer grundlegenden Strategie zur digitalen Selbstverteidigung. Es geht nicht darum, sich vor jeder Transaktion mit endlosen Checklisten zu quälen. Es geht darum, eine sichere Routine zu entwickeln, die wie das Anschnallen im Auto zur Selbstverständlichkeit wird.

Diese Routine, nennen wir sie Transaktionshygiene, besteht aus wenigen, aber entscheidenden Gewohnheiten. Aktivieren Sie 2FA für alle wichtigen Konten (einmaliger Aufwand). Nutzen Sie für Online-Zahlungen standardmäßig eine Kreditkarte oder, noch besser, virtuelle Karten. Führen Sie bei jedem neuen, unbekannten Shop die kurze Sorgfaltsprüfung durch (Impressum, Zahlungsarten). Diese drei Schritte allein eliminieren bereits über 95 % der gängigen Risiken. Sie erfordern anfangs etwas Aufmerksamkeit, werden aber schnell zur zweiten Natur.

Zur digitalen Selbstverteidigung gehört auch der bewusste Umgang mit Ihren Daten. Das Prinzip der Datensparsamkeit, wie es auch in der DSGVO verankert ist, sollte Ihr Leitfaden sein. Geben Sie nur die Daten an, die für eine Bestellung zwingend erforderlich sind. Nutzen Sie, wo immer möglich, einen Gast-Checkout, anstatt ein festes Kundenkonto zu erstellen. Jedes Konto, das Sie nicht anlegen, kann bei einem zukünftigen Datenleck auch nicht kompromittiert werden. Seien Sie der Hüter Ihrer eigenen Informationen.

Die Entwicklung einer solchen Routine ist der Kern der digitalen Selbstverteidigung. Es geht darum, eine grundlegende Sicherheitsstrategie zur Gewohnheit zu machen.

Durch die konsequente Anwendung dieser Prinzipien erlangen Sie die volle Kontrolle und Souveränität über Ihre digitalen Finanzen. Beginnen Sie noch heute damit, diese einfachen, aber wirkungsvollen Gewohnheiten in Ihren Alltag zu integrieren und machen Sie jede zukünftige Transaktion zu einer sicheren Transaktion.

Fragen fréquentes sur die rechtlichen Aspekte des Online-Kaufs

Muss ich meine Daten bei jedem Online-Shop angeben?

Nein, nutzen Sie wo immer möglich den Gast-Checkout. Shops dürfen nur Daten erheben, die für die Bestellung notwendig sind (Grundsatz der Datensparsamkeit nach DSGVO). Erstellen Sie nur dann ein Kundenkonto, wenn Sie regelmäßig bei diesem Händler bestellen und ihm voll vertrauen.

Wie kann ich mein Recht auf Löschung nach Art. 17 DSGVO durchsetzen?

Senden Sie eine formlose E-Mail an den Datenschutzbeauftragten des Shops, den Sie im Impressum oder in der Datenschutzerklärung finden. Ein einfacher Satz genügt: „Hiermit fordere ich Sie auf, alle meine personenbezogenen Daten gemäß Art. 17 DSGVO unverzüglich zu löschen und mir die Löschung schriftlich zu bestätigen.“

Was sollte ich beim Identity Leak Checker des HPI beachten?

Prüfen Sie regelmäßig alle Ihre E-Mail-Adressen mit dem kostenlosen Dienst des Hasso-Plattner-Instituts (HPI). Dieses Werkzeug zeigt Ihnen an, ob Ihre E-Mail-Adresse und die damit verknüpften Passwörter in bekannten, öffentlichen Datenlecks aufgetaucht sind. Sollte dies der Fall sein, ändern Sie umgehend das Passwort bei dem betroffenen Dienst und überall sonst, wo Sie es wiederverwendet haben.

Geschrieben von Markus Richter, Markus Richter ist ein Unternehmensberater mit über 15 Jahren Erfahrung, der sich auf die digitale Transformation mittelständischer Unternehmen spezialisiert hat. Seine Expertise liegt darin, komplexe Technologien wie KI und IoT in verständliche und profitable Geschäftsstrategien zu übersetzen.