Veröffentlicht am März 11, 2024

Die Standardeinstellungen Ihrer FritzBox sind eine Einladung, keine Festung. Wahre Sicherheit entsteht erst durch eine durchdachte Netzwerkarchitektur, die über einfache Passwörter hinausgeht.

  • Netzwerksegmentierung (Gast/IoT/Arbeit) ist kein Luxus, sondern eine technische und oft auch rechtliche Notwendigkeit, besonders im Home-Office.
  • Proaktive Überwachung via Push-Service ist Ihre wichtigste digitale Alarmanlage, um unbefugte Zugriffe sofort zu erkennen.

Empfehlung: Betrachten Sie Ihren Router nicht als einzelnes Gerät, sondern als die Kommandozentrale Ihres digitalen Lebens. Konfigurieren Sie ihn mit der hier gezeigten strategischen Tiefe.

In den meisten deutschen Haushalten ist die FritzBox das unbemerkte Herz des digitalen Lebens. Sie verbindet Home-Office-PCs, Familien-Tablets, Smart-TVs und Spielekonsolen mit der Welt. Doch während wir uns auf die Funktionen verlassen, vernachlässigen wir oft die grundlegende Sicherheit. Die meisten Nutzer glauben, mit einem starken WLAN-Passwort und automatischen Updates sei alles getan. Diese Annahme ist ein gefährlicher Trugschluss. Diese Maßnahmen sind nur die Fassade, nicht das Fundament der Sicherheit.

Die wahre Absicherung eines Heimnetzwerks, insbesondere wenn es sowohl für private Zwecke als auch für das Home-Office genutzt wird, erfordert einen strategischeren Ansatz. Es geht nicht darum, Checklisten abzuhaken, sondern darum, die Architektur Ihres Netzwerks zu verstehen und zu kontrollieren. Jeder offene Port, jedes ungesicherte Gerät und jeder unbedacht gewährte Gastzugang ist ein potenzieller Angriffsvektor. Ein Angreifer, der einmal den Router kompromittiert hat, hat oft freien Zugriff auf alle verbundenen Geräte – vom NAS mit sensiblen Firmendaten bis hin zum Babyfon.

Dieser Leitfaden bricht mit den oberflächlichen Tipps. Wir behandeln Ihre FritzBox wie das, was sie ist: das zentrale Nervensystem Ihres digitalen Zuhauses. Statt Ihnen nur zu sagen, *was* zu tun ist, erklären wir Ihnen das *Warum* aus der Perspektive eines Netzwerkadministrators. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihr Netzwerk intelligent segmentieren, Angriffsflächen minimieren und eine proaktive Überwachung einrichten. So bauen Sie eine robuste, mehrschichtige Verteidigung auf, die weit über ein einfaches Passwort hinausgeht und Ihr Heimnetzwerk zu einer echten digitalen Festung macht.

Um Ihr Heimnetzwerk systematisch zu härten, führen wir Sie durch die entscheidenden Konfigurationsbereiche Ihrer FritzBox. Der folgende Überblick zeigt die Themen, die wir detailliert behandeln, um alle potenziellen Schwachstellen zu adressieren.

Warum ist das Öffnen von Ports für die Spielekonsole ein Sicherheitsrisiko?

Viele Online-Spiele fordern für eine optimale Verbindung das Öffnen bestimmter Ports in der Router-Firewall. Technisch gesehen ist eine Portfreigabe nichts anderes als das Bohren eines gezielten Lochs in Ihre digitale Schutzmauer. Während der Datenverkehr des Spiels dadurch ungehindert fließen kann, stellt jeder offene Port einen permanenten Angriffsvektor dar. Automatisierte Scans von Angreifern suchen das Internet gezielt nach solchen offenen Ports ab, um bekannte Schwachstellen in den dahinterliegenden Diensten auszunutzen.

Die Gefahr ist nicht nur theoretisch. Durch eine gravierende Sicherheitslücke konnten Angreifer 2023 über den standardmäßig für Fernzugriff genutzten Port 443 auf FritzBoxen zugreifen. Ein Vorfall, der vom BSI wurde vom BSI mit einem CVSS Base Score von 7.3 als ‚hoch‘ eingestuft. Selbst scheinbar harmlose Freigaben, wie für NetBIOS, können laut offizieller Warnung des BSI für DDoS-Angriffe oder das Ausspähen von Netzwerken missbraucht werden. Das Problem ist, dass ein einmal eingerichtetes Loch in der Firewall oft vergessen wird und über Jahre eine offene Tür für Angreifer bleibt.

Eine Funktion, die oft als einfache Lösung beworben wird, ist UPnP (Universal Plug and Play). Sie erlaubt Geräten wie Spielekonsolen, benötigte Ports automatisch selbstständig zu öffnen. Aus Sicherheitssicht ist dies ein Albtraum, da Sie die Kontrolle darüber verlieren, welche Türen in Ihrem Netzwerk offen stehen. Es ist, als würde man jedem Bewohner im Haus einen Generalschlüssel geben. Daher ist die Deaktivierung von UPnP einer der ersten und wichtigsten Schritte zur Härtung Ihrer FritzBox.

Statt permanenter Freigaben sollten Sie sicherere, temporäre Alternativen nutzen. Aktivieren Sie den „Exposed Host“-Modus nur für die Dauer der Spielsitzung oder, noch besser, verbannen Sie die Konsole ins isolierte Gastnetzwerk. Dies verhindert, dass ein potenzieller Angriff von der Konsole auf Ihr restliches Heimnetz übergreifen kann.

Wie geben Sie Besuchern WLAN, ohne Zugriff auf Ihre privaten NAS-Dateien zu erlauben?

Die Frage „Kann ich mal dein WLAN-Passwort haben?“ ist allgegenwärtig. Doch die unbedachte Weitergabe Ihres Haupt-Passworts ist ein enormes Sicherheitsrisiko. Jeder, der dieses Passwort besitzt, befindet sich im selben Netzwerksegment wie Ihre privaten Geräte, inklusive Ihres NAS-Servers mit persönlichen Fotos, Dokumenten und möglicherweise sensiblen Firmendaten aus dem Home-Office. Ein kompromittiertes Smartphone eines Gastes oder ein absichtlich schädliches Gerät kann so zur direkten Bedrohung für Ihre Daten werden.

Die professionelle Lösung für dieses Problem ist die konsequente Netzwerksegmentierung. Die FritzBox bietet hierfür eine hervorragende und einfach zu konfigurierende Funktion: den WLAN-Gastzugang. Wenn Sie diesen unter ‚WLAN‘ -> ‚Gastzugang‘ aktivieren, spannt die FritzBox ein komplett separates, isoliertes Funknetz auf. Geräte in diesem Gastnetz können zwar das Internet nutzen, haben aber keinerlei Zugriff auf Geräte in Ihrem primären Heimnetz. Dies ist die digitale Entsprechung eines separaten Gästetrakts in einem Haus.

Visualisierung der Netzwerktrennung zwischen Gastnetz und Heimnetz durch isolierte Bereiche

Für Home-Office-Nutzer in Deutschland ist diese Trennung mehr als nur eine gute Praxis. Die strikte Trennung zwischen Gast- und Heimnetz ist DSGVO-Pflicht, sobald Unternehmensdaten auf Geräten im Heimnetz verarbeitet werden. Sie müssen sicherstellen, dass Dritte – und dazu zählen auch Gäste – technisch keinen Zugriff auf diese Daten erlangen können. Die Einrichtung des Gastnetzes ist somit eine grundlegende Compliance-Anforderung.

Optimieren Sie den Gastzugang weiter, indem Sie eine Zeitschaltung einrichten, die das WLAN nachts automatisch deaktiviert. Generieren Sie zudem einen QR-Code für den Zugang, damit Sie das Passwort nicht mündlich weitergeben müssen. Aktivieren Sie unbedingt die Option „Internetanwendungen beschränken“, um die Nutzung auf Surfen und Mailen zu begrenzen und die Bandbreite für Ihr wichtiges Home-Office zu priorisieren.

Diese strikte Trennung ist nicht nur für menschliche Besucher wichtig. Sie ist auch die perfekte Methode, um unsichere IoT-Geräte (smarte Lampen, Steckdosen etc.) vom Rest Ihres Netzwerks zu isolieren und so Ihre Datenhoheit zu wahren.

Brauchen Sie eine echte Firewall-Box oder reicht der Standard-Router für das Home-Office?

Für den Standard-Heimanwender bietet die integrierte Stateful Packet Inspection (SPI) Firewall der FritzBox einen soliden Grundschutz. Sie blockiert unerwünschte eingehende Verbindungsanfragen und agiert als effektiver Türsteher. Doch sobald im Home-Office sensible Unternehmensdaten verarbeitet werden oder höhere Sicherheitsanforderungen bestehen, stellt sich die Frage: Reicht das aus oder ist eine dedizierte Firewall-Appliance (z.B. mit OPNsense oder pfSense) notwendig?

Die Antwort liegt im Detail der gebotenen Funktionen. Eine FritzBox ist primär ein Router mit Sicherheitsfunktionen, während eine dedizierte Firewall ein reines Sicherheitsgerät ist. Letztere bietet fortschrittliche Technologien wie Intrusion Prevention/Detection Systems (IPS/IDS), die aktiv nach Angriffsmustern im Datenverkehr suchen und diese blockieren können. Zudem ermöglichen sie eine weitaus granularere Steuerung über Anwendungs-Layer-Gateways, was die FritzBox nur sehr begrenzt kann. Der Nachteil: höhere Anschaffungskosten, ein deutlich höherer Stromverbrauch und eine Komplexität, die fundierte IT-Kenntnisse erfordert.

Für den typischen Familienvater im Home-Office ist eine dedizierte Firewall in der Regel überdimensioniert. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis steht oft in keinem Verhältnis zum realen Bedrohungsszenario, solange keine spezifischen Compliance-Vorgaben des Arbeitgebers existieren. Viel entscheidender ist es, die vorhandenen Möglichkeiten der FritzBox voll auszuschöpfen. Da WLAN-Router mit allen Geräten vernetzt sind, sind sie das primäre Ziel. Ein erfolgreicher Angriff kann die Kontrolle über alle verbundenen Geräte bedeuten, was erhebliche private und finanzielle Konsequenzen haben kann.

Ihr 5-Punkte-Auditplan für die Router-Sicherheit

  1. Kontaktpunkte: Listen Sie alle Ports und Dienste auf, die manuell nach außen geöffnet sind (Portfreigaben).
  2. Bestandsaufnahme: Inventarisieren Sie alle mit der FritzBox verbundenen Geräte (PCs, Smartphones, IoT, etc.) unter „Heimnetz -> Netzwerk“.
  3. Kohärenz: Gleichen Sie die offenen Ports mit dem tatsächlichen Bedarf ab. Fragen Sie sich kritisch: Ist Port X für Gerät Y wirklich 24/7 notwendig?
  4. Segmentierung & Isolation: Überprüfen Sie, ob Gast-WLAN aktiv ist und ob private, Arbeits- und IoT-Geräte logisch getrennt sind.
  5. Überwachungsplan: Stellen Sie sicher, dass unter „System -> Push Service“ die Benachrichtigungen für Anmeldungen, Updates und neue Geräte aktiv sind.

Anstatt in teure Hardware zu investieren, maximieren Sie zuerst die Sicherheit Ihrer FritzBox durch konsequente Konfiguration. Eine optimal konfigurierte FritzBox bietet für 95% der Home-Office-Szenarien einen absolut ausreichenden Schutz.

Der Fehler beim Router-Update, der Ihre Netzwerk über Jahre angreifbar macht

Jeder Sicherheitsexperte predigt die Wichtigkeit regelmäßiger Updates. Doch die meisten Nutzer begehen dabei einen kritischen Denkfehler: Sie verlassen sich blind auf die automatische Update-Funktion und gehen davon aus, dass damit alles erledigt ist. Der wahre Fehler ist nicht das Vergessen eines Updates, sondern die fehlende proaktive Überwachung und das mangelnde Verständnis dafür, was ein Update eigentlich behebt. Sicherheitslücken werden oft erst durch erfolgreiche Angriffe öffentlich bekannt.

Ein prägnantes Beispiel aus Deutschland war die Warnung des BSI im September 2023. Eine „nicht spezifizierte“ Remote-Sicherheitslücke ermöglichte Angreifern den Zugriff auf die FritzBox-Benutzeroberfläche über den HTTPS-Port 443. Der hohe Schweregrad dieser Lücke wurde durch den CVSS Base Score von 7.3 unterstrichen, der den hohen Schweregrad zeigte. Wer hier nur auf das nächste automatische Update wartete, war potenziell wochenlang ungeschützt. Das Problem ist, dass zwischen der Entdeckung einer Lücke, der Veröffentlichung eines Patches durch AVM und der Installation auf Ihrem Gerät eine gefährliche Zeitspanne liegen kann.

Detailansicht eines Ethernet-Anschlusses, der den Update- und Konnektivitätsprozess symbolisiert

Hier kommt der Push-Service der FritzBox ins Spiel. Er ist Ihr persönliches Frühwarnsystem. Richtig konfiguriert, informiert er Sie per E-Mail nicht nur über verfügbare Updates, sondern auch über weitaus kritischere Ereignisse in Echtzeit. Die wichtigste Funktion ist die „Änderungsnotiz“. Sie erhalten sofort eine Nachricht, wenn sich ein neues, unbekanntes Gerät in Ihrem Netzwerk anmeldet. Dies ist oft das erste Anzeichen eines unbefugten Zugriffs. Ebenso sollten Sie sich über fehlgeschlagene Anmeldeversuche und die Nutzung des Gastzugangs informieren lassen.

Checkliste: FritzBox Push-Service als Frühwarnsystem konfigurieren

  1. Aktivieren Sie die Option ‚Änderungsnotiz‘ unter ‚System -> Push Service‘, um eine E-Mail-Benachrichtigung bei neuen, unbekannten Netzwerkgeräten zu erhalten.
  2. Tragen Sie Ihre SMTP-Server-Zugangsdaten unter ‚Absender‘ ein und konfigurieren Sie die Empfänger-E-Mail-Adresse unter ‚Push Services‘.
  3. Aktivieren Sie die Benachrichtigungen für ‚FRITZ!OS-Update‘, um sofort über neue Sicherheitsupdates informiert zu werden.
  4. Richten Sie Warnungen für ‚Anmeldung an der Benutzeroberfläche‘ ein, insbesondere bei fehlgeschlagenen Versuchen.
  5. Aktivieren Sie die Push-Nachricht bei ‚Nutzung des Gastzugangs‘, um die Kontrolle über Gastaktivitäten zu behalten.

Ein Update zu installieren ist reaktiv. Zu wissen, *wann* und *warum* ein Update kritisch ist und alarmiert zu werden, wenn etwas Verdächtiges passiert, ist proaktive Netzwerkverteidigung.

Problemfall öffentliches WLAN: Wie surfen Sie unterwegs sicher über Ihren heimischen Anschluss?

Öffentliche WLANs in Cafés, Flughäfen oder Hotels sind praktisch, aber aus Sicherheitssicht ein Minenfeld. Sie wissen nie, wer das Netzwerk betreibt oder wer den Datenverkehr mithört. Angreifer können sogenannte „Man-in-the-Middle“-Angriffe starten, um Passwörter und sensible Daten abzugreifen. Die sicherste Methode, um unterwegs zu arbeiten, ist die Nutzung einer VPN-Verbindung (Virtual Private Network) zu Ihrem heimischen Router. Dabei wird ein verschlüsselter Tunnel von Ihrem Laptop oder Smartphone direkt zu Ihrer FritzBox aufgebaut. Ihr gesamter Internetverkehr wird durch diesen sicheren Tunnel geleitet, als säßen Sie direkt zu Hause.

Die FritzBox unterstützt von Haus aus zwei primäre VPN-Technologien: das ältere IPSec und das moderne WireGuard. Während IPSec lange der Standard war, ist WireGuard heute in fast allen Belangen überlegen. Die Einrichtung ist dank QR-Code-Scan kinderleicht, die Verbindungsgeschwindigkeit ist deutlich höher, und der Protokoll-Code ist so schlank, dass er als sicherer gilt und zudem den Akku Ihres Mobilgeräts schont.

Hier ist ein direkter Vergleich der beiden Technologien, der Ihnen die Entscheidung erleichtert:

IPSec vs. WireGuard VPN in der FritzBox
Eigenschaft IPSec WireGuard
Geschwindigkeit Langsamer Schneller (bis zu 3x)
Einrichtung Komplex Einfach (QR-Code)
Akku-Verbrauch Höher Niedriger
Kompatibilität Ältere Geräte Neuere Fritz!OS-Versionen
Empfehlung Legacy-Geräte Standard für moderne Geräte

Die Einrichtung eines VPN-Zugangs auf Ihrer FritzBox ist eine der wirkungsvollsten Maßnahmen zur Absicherung Ihrer mobilen Arbeit. Sie machen sich damit völlig unabhängig von der Vertrauenswürdigkeit fremder Netzwerke und wahren Ihre Datenhoheit. Es ist, als würden Sie Ihr sicheres Heimnetzwerk einfach mitnehmen, egal wo Sie sich befinden.

Für alle modernen Geräte und aktuelle Fritz!OS-Versionen gibt es keinen vernünftigen Grund, nicht WireGuard als Standard zu wählen. Es bietet mehr Sicherheit, mehr Geschwindigkeit und eine einfachere Handhabung.

FritzDect oder Tado: Welches System passt besser zu Ihrem Router?

Bei der Integration von Smart Home-Geräten, wie intelligenten Heizkörperthermostaten, ist die Wahl des Systems entscheidend für die Sicherheit und Stabilität Ihres Heimnetzwerks. Zwei populäre Systeme in Deutschland sind AVMs eigenes Fritz!DECT und das System des Herstellers Tado. Die Entscheidung zwischen beiden ist nicht nur eine Frage der Funktion, sondern eine grundlegende Frage der Netzwerkarchitektur.

Fritz!DECT-Geräte nutzen den DECT-ULE-Funkstandard (Ultra Low Energy), denselben Standard, der auch für schnurlose Telefone verwendet wird. Der entscheidende Vorteil: DECT operiert auf einem separaten Frequenzband und belastet Ihr WLAN überhaupt nicht. Die Kommunikation findet in einem geschlossenen, lokalen System direkt mit der FritzBox statt. Es gibt keine Abhängigkeit von einer externen Cloud. Ihre Daten bleiben bei Ihnen zu Hause.

Tado hingegen kommuniziert über ein eigenes Protokoll (6LoWPAN) mit einer Bridge, die per LAN-Kabel am Router angeschlossen ist. Die Steuerung und Datenspeicherung erfolgen jedoch zwingend über die Server des Herstellers in der Cloud. Dies stellt einen zusätzlichen potenziellen Angriffspunkt dar. Fällt die Internetverbindung oder der Tado-Server aus, ist die smarte Steuerung eingeschränkt. Aus Datenschutzsicht müssen Sie zudem auf den Server-Standort (EU vs. USA) achten. Der größte Nachteil ist jedoch, dass die Bridge ein weiteres Gerät in Ihrem Netzwerk ist, das eine Angriffsfläche bietet und gepflegt werden muss.

Aus der Perspektive eines Netzwerkadministrators ist die Empfehlung eindeutig: Das Fritz!DECT-System ist aufgrund seiner nativen Integration und der Vermeidung einer Cloud-Abhängigkeit die sicherere und robustere Wahl. Es fügt keine neuen Angriffsvektoren zu Ihrem Netzwerk hinzu und garantiert die volle Datenhoheit. Für kritische Home-Office-Anwendungen wie Videokonferenzen ist zudem relevant, dass der DECT-Standard das WLAN nicht zusätzlich belastet und so für eine stabilere Verbindung sorgt.

Wenn maximale Sicherheit, Datenhoheit und eine störungsfreie WLAN-Performance Priorität haben, führt kein Weg am nativen Fritz!DECT-Ökosystem vorbei.

WLAN oder Zigbee: Welches System verstopft Ihr Heimnetzwerk nicht?

Die Welt des Smart Home wächst, und mit ihr die Anzahl der funkenden Geräte. Neben WLAN-basierten Geräten hat sich Zigbee als populärer Funkstandard für Lampen, Sensoren und Schalter etabliert. Die Frage, welches System besser ist, dreht sich um zwei Kernaspekte: Netzwerk-Performance und Sicherheit. Zigbee hat hier entscheidende architektonische Vorteile.

Zigbee-Geräte bauen ein eigenes, von Ihrem WLAN getrenntes Mesh-Netzwerk auf. Das bedeutet, sie kommunizieren untereinander und mit einer zentralen Steuereinheit (Gateway oder Bridge), ohne die Bandbreite Ihres WLANs zu belasten. Dies ist besonders wichtig in einem Haushalt, in dem stabiles WLAN für Home-Office und Streaming entscheidend ist. Jedes zusätzliche WLAN-Gerät konkurriert um Sendezeit; Dutzende Zigbee-Geräte tun dies nicht. Ein weiterer Sicherheitsvorteil der Netzwerksegmentierung: Sollte ein Zigbee-Gerät kompromittiert werden, hat der Angreifer noch lange keinen Zugriff auf Ihr WLAN und die damit verbundenen Computer oder NAS-Server.

Der einzige Nachteil war traditionell die Notwendigkeit einer zusätzlichen Bridge eines Drittherstellers (z.B. von Philips Hue), die einen LAN-Port am Router belegt und einen weiteren potenziellen Angriffsvektor darstellt. AVM hat dieses Problem jedoch elegant gelöst: Neuere Fritz!Box-Modelle wie die 5590 Fiber oder die 7590 AX integrieren ein Zigbee-Gateway direkt in den Router. Dies ermöglicht eine zentrale, sichere Verwaltung aller Geräte über die gewohnte Fritz!OS-Oberfläche und reduziert die Anzahl der Geräte im Netzwerk.

Allerdings nutzen sowohl Zigbee als auch WLAN das 2,4-GHz-Frequenzband, was zu Interferenzen führen kann. Um Konflikte zu vermeiden, ist eine saubere Kanaltrennung wichtig. Analysieren Sie in Ihrer FritzBox unter ‚WLAN -> Funkkanal‘ die Belegung und weisen Sie Ihrem WLAN einen festen Kanal zu (z.B. 1, 6 oder 11). Konfigurieren Sie Ihr Zigbee-Netzwerk anschließend so, dass es einen möglichst weit entfernten Kanal nutzt (z.B. 15, 20 oder 25), um Störungen zu minimieren.

Für ein stabiles, sicheres und zukunftsfähiges Smart Home ist ein auf Zigbee basierendes System, idealerweise mit einem in die FritzBox integrierten Gateway, die technisch überlegene Lösung gegenüber einer reinen Ansammlung von WLAN-Geräten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Netzwerksegmentierung ist der Schlüssel: Trennen Sie strikt zwischen Gast-, Privat- und Arbeitsgeräten, um Angriffsflächen zu minimieren.
  • Deaktivieren Sie unnötige Dienste: Jede offene Tür (Port, UPnP) ist ein potenzieller Angriffsvektor, der proaktiv geschlossen werden muss.
  • Proaktive Überwachung ist unerlässlich: Richten Sie den Push-Service als Ihr persönliches Frühwarnsystem für verdächtige Aktivitäten ein.

Wie verschlüsseln Sie Ihre E-Mails, damit wirklich nur der Empfänger sie lesen kann?

Nachdem wir die Festungsmauern unseres Heimnetzwerks mit einer gehärteten FritzBox errichtet haben, müssen wir uns dem Schutz der Nachrichten widmen, die diese Festung verlassen. Eine Standard-E-Mail ist so offen wie eine Postkarte. Auf dem Weg vom Absender zum Empfänger passiert sie zahlreiche Server, auf denen sie potenziell mitgelesen werden kann. Die Routersicherheit schützt zwar Ihr Netzwerk, aber nicht den Inhalt Ihrer Kommunikation, sobald diese das Netzwerk verlässt.

Obwohl viele Nutzer denken, dass Router wie die FritzBox sicher sind, werden diese immer häufiger das Ziel von Internet-Attacken. Vollständig sicher sind verbundene Geräte nur, wenn die Einstellungen angepasst und der Router richtig eingerichtet wird.

– IT-Sicherheitsexperte Mauricio, PlanetBackpack Sicherheitsanalyse 2024

Die einzige wirksame Methode zum Schutz von E-Mail-Inhalten ist die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (E2EE). Hierbei wird die Nachricht auf dem Gerät des Absenders verschlüsselt und erst auf dem Gerät des Empfängers wieder entschlüsselt. Niemand dazwischen – nicht einmal der E-Mail-Provider – kann den Inhalt lesen. Die Implementierung von E2EE für E-Mails (z.B. via PGP/GPG) ist jedoch technisch anspruchsvoll und für den durchschnittlichen Heimanwender oft unpraktikabel.

Aus diesem Grund haben sich für die private und auch geschäftliche Kommunikation moderne Alternativen etabliert, die E2EE standardmäßig und benutzerfreundlich integriert haben. Für vertrauliche Gespräche sollten Sie daher auf Messenger-Dienste ausweichen, die diesen Standard garantieren.

  • Signal: Gilt als Goldstandard in puncto Sicherheit und Datenschutz. Der Dienst ist quelloffen und auf minimale Datenerfassung ausgelegt.
  • Threema: Eine Schweizer Alternative, die in Deutschland hohe Popularität genießt. Threema ist kostenpflichtig, kann aber anonym ohne Angabe einer Telefonnummer genutzt werden.
  • DE-Mail: Eine staatlich geförderte deutsche Initiative, die eine rechtssichere und verschlüsselte Kommunikation ermöglichen soll, sich aber in der breiten Bevölkerung nie vollständig durchsetzen konnte.

Ihre Routersicherheit ist die Grundlage, auf der jede weitere Schutzmaßnahme aufbaut. Ein schlecht gesichertes Funknetz macht Datendieben ihre Arbeit leicht. Beginnen Sie daher heute mit der Umsetzung der Konfigurationen aus diesem Leitfaden, um eine robuste erste Verteidigungslinie für Ihr gesamtes digitales Leben aufzubauen.

Geschrieben von Tobias Müller, Zertifizierter IT-Sicherheitsberater (CISSP) und Systemadministrator aus Frankfurt am Main. Seit 14 Jahren unterstützt er Privathaushalte und KMUs bei der Absicherung ihrer digitalen Infrastruktur und der Integration von Smart-Home-Lösungen.